Emil Nolde, Brennende Landschaft, Detail, o. D. | Aquarell, 17,1 × 20,2 cm | Nolde Stiftung Seebüll, © Nolde Stiftung Seebüll | Foto: Dirk Dunkelberg, Berlin
Über die Ausstellung
Der Expressionist Emil Nolde (1867–1956) ist der wohl berühmteste „entartete Künstler“: von keinem anderen Maler wurden während des Nationalsozialismus so viele Arbeiten beschlagnahmt und derartig prominent in der Propagandaausstellung ‚Entartete Kunst‘ zur Schau gestellt.
Wie passen Noldes Verfemung und sein Berufsverbot zu unserem Wissen, dass Nolde NS-Parteimitglied war und bis zum Kriegsende den Glauben an das nationalsozialistische Regime nicht verlor? Der Kunstkritiker Adolf Behne bezeichnete Nolde anlässlich seines 80. Geburtstags 1947 pointiert als „entarteter ‚Entarteter‘“. Dass Emil Nolde ein Parteimitglied war, ist seit langem bekannt. Aber was dies mit seiner Kunst zu tun hat, und wie sich die historischen Umstände des Nationalsozialismus auf sein Kunstschaffen ausgewirkt haben, ist bisher noch nie umfassend in einer Ausstellung untersucht worden.

Emil Nolde, Verlorenes Paradies, 1921 | Öl auf Leinwand, 106,5 × 157 cm |
Nolde Stiftung Seebüll © Nolde Stiftung Seebüll | Foto: Fotowerkstatt Elke Walford, Hamburg, und Dirk Dunkelberg, Berlin

Emil Nolde, Altes Bauernpaar, o. D. (vor 1942) | Aquarell, 21,9 × 16,5 cm |
Nolde Stiftung Seebüll © Nolde Stiftung Seebüll | Foto: Dirk Dunkelberg, Berlin
Die Ausstellung Emil Nolde – Eine deutsche Legende. Der Künstler im Nationalsozialismus beruht auf den Ergebnissen eines langjährigen Forschungsprojektes, das erstmals die umfangreichen Bestände des Nolde-Nachlasses in Seebüll auswerten konnte, und dabei so viel Neues zu Tage brachte, dass die bisherige Nolde-Erzählung revidiert werden muss.
So wird die Ausstellung zum Beispiel die berühmten „Ungemalten Bilder“ – die kleinformatigen Aquarelle, die Nolde während der Zeit seines Berufsverbotes angeblich heimlich in Seebüll malte – in einem ganz neuen Licht präsentieren. Mit über 100 teilweise bislang nicht gezeigten Originalen, die mit Bezug auf Noldes Schriften und im Kontext ihrer historischen Entstehungsumstände präsentiert werden, zeigt die Ausstellung die vielschichtigen Beziehungen zwischen Bildern, Selbstinszenierungen des Künstlers, Verfemung und Legendenbildung auf: Wie wirkte sich das ‚Dritte Reich‘ auf Emil Noldes künstlerisches Werk aus? Welche Auswirkungen hatten Diffamierung und Berufsverbot auf Noldes künstlerische Praxis, und auf seine politische Einstellung? Inwiefern korrespondieren einige seiner Werke, beispielsweise seine Darstellungen mythischer Opferszenen oder nordischer Menschen, mit Noldes Sympathien gegenüber dem Regime? Und wie entstanden die Nolde-Mythen der Nachkriegszeit? Herzstück der Ausstellung ist eine Rekonstruktion des Nolde’schen Bildersaales seines Seebüller Refugiums mit der Hängung von Gemälden und Aquarellen, wie sie der alte Künstler im Kriegswinter 1941/42 selbst vornahm.
Die Ausstellung findet in der sogenannten „Neuen Galerie“ statt. Die „Neue Galerie“ im Hamburger Bahnhof fungiert als Dependance für die Neue Nationalgalerie während der Dauer ihrer Sanierung. In wechselnden Präsentationen werden Ausschnitte aus der Sammlung zur Kunst des frühen 20. Jahrhunderts vorgestellt. Die „Neue Galerie“ eröffnete mit Die Schwarzen Jahre. Geschichten einer Sammlung 1933-1945 (2015) und zeigte Ausstellungen zu Ernst Ludwig Kirchner (2016), Rudolph Belling (2017) und Otto Mueller (2018).
Das Brücke-Museum präsentiert zeitgleich die Ausstellung Flucht in die Bilder? Die Künstler der Brücke im Nationalsozialismus (14. April bis 11. August 2019), die sich erstmals kritisch und ausführlich mit der künstlerischen Praxis, den Handlungsspielräumen und dem Alltag der Brücke-Künstler im Nationalsozialismus beschäftigt, sodass sich beide Ausstellungen vortrefflich ergänzen und wechselseitig kommentieren.
Besuch planen
LAUFZEIT
12. April – 15. September 2019
AUSSTELLUNGSORT
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
Staatliche Museen zu Berlin
Invalidenstraße 50-51
10557 Berlin
www.smb.museum/hbf
EINTRITT
Regulär: 8 Euro
Ermäßigt: 4 Euro
Hausticket inkl. Sonderausstellungen:
Regulär: 14 Euro
Ermäßigt: 7 Euro
Freier Eintritt an jedem ersten Donnerstag im Monat von 16 bis 20 Uhr.
Für Kinder und Jugendliche bis einschließlich des vollendeten 18. Lebensjahrs ist der Eintritt in die Staatlichen Museen zu Berlin kostenfrei.
ZEITFENSTER-TICKETS ONLINE BUCHEN
Aufgrund des hohen Besucherandrangs werden Einzeltickets zur Ausstellung „Emil Nolde“ als Zeitfenster-Tickets verkauft (erhältlich online und an der Kasse). Für Inhaber des Haustickets kann aktuell kein Zutritt zur Ausstellung garantiert werden.
VERKEHRSVERBINDUNGEN
U-Bahn U55 Hauptbahnhof, U6 Naturkundemuseum
S-Bahn S3, S5, S7, S75 Hauptbahnhof
Tram M5, M8, M10 Hauptbahnhof
Bus 120, 123, 142, 147, 245, M41, M85, TXL Hauptbahnhof
DIENSTLEISTUNGEN
Café/Buchhandlung/Kostenlose Garderobe
ÖFFNUNGSZEITEN
SONDERÖFFNUNGSZEITEN AN FEIERTAGEN
Karfreitag bis Ostermontag (19. bis 22. April 2019): 11 – 18 Uhr
Maifeiertag (Mittwoch, 1. Mai 2019): 11 – 18 Uhr
Christi Himmelfahrt (Donnerstag, 30. Mai 2019): 11 – 18 Uhr
Pfingstsamstag bis Pfingstmontag (8. bis 10. Juni 2019): 11 – 18 Uhr
Bildung und Vermittlung
Gruppenführungen
Buchbare Führungen für Gruppen
Dauer: 60 Minuten
Deutsch: 90 € zzgl. Eintritt
Englisch: 100 € zzgl. Eintritt
max. 20 Teilnehmer
Ab sofort buchbar unter +49 (0)30 266 42 42 42 sowie per E-Mail an service@smb.museum.
Öffentliche Führungen
Öffentliche Führungen
Teilnahmegebühr: kostenfrei zzgl. Eintritt
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Treffpunkt Museumskasse
Samstag, den 04.05. / 18.05. / 01.06. / 15.06. / 29.06. / 13.07. / 27.07. / 10.08. / 24.08. / 05.09.2019, jeweils 14 Uhr (auf Deutsch)
Guided tours in English
Saturday, 04.05. / 18.05. / 01.06. / 15.06. / 29.06. / 13.07. / 27.07. / 10.08. / 24.08. / 05.09.2019, at 12 pm
Kurator*innenführungen
Öffentliche Führungen für Einzelbesucher
mit Aya Soika, Bard College Berlin, und Bernhard Fulda, Universität Cambridge
Teilnahmegebühr: kostenfrei zzgl. Eintritt
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Treffpunkt Museumskasse
Freitag, 03.05. und 13.09.2019
jeweils 14 Uhr (deutsch) und 15 Uhr (englisch)
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
Kurator*innengespräche
Teilnahmegebühr: kostenfrei
Donnerstag, 27.08.2019, 18 Uhr
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
EMIL UND ADA NOLDE IM KREIS IHRER BEWUNDERER
mit Indina Woesthoff, Nolde-Forscherin und Herausgeberin der Nolde-Schiefler-Korrespondenz
Im Gespräch mit der Kunsthistorikerin Indina Woesthoff geht es um das Schreiben von Briefen, Netzwerk-Pflege und die Rolle von Ehefrauen, sowie um die Themen Künstlerverehrung, und die dynamische Beziehung von Fremd- und Selbststilisierung.
Dienstag, 03.09.2019, 18 Uhr
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
NOLDE UND SIEGFRIED LENZ‘ DEUTSCHSTUNDE: EINE SPURENSUCHE
mit Günter Berg, Siegfried-Lenz-Stiftung, Hamburg
Der langjährige Lektor von Siegfried Lenz spricht über die Wechselwirkung zwischen Kunst und Literatur, über Vorbilder und Nachwirkungen, sowie die Männerfreundschaft zwischen dem Bundeskanzler Helmut Schmidt und dem Autor der Deutschstunde.
Perspektivwechsel
Teilnahmegebühr: kostenfrei
Moderne Kunst im Kreuzfeuer
mit Christian Saehrendt, Historiker
Im Mittelpunkt des Perspektivwechsels steht die politische Kulturkritik in der Zeit der Weimarer Republik. Emil Nolde spielte hier eine Doppelrolle: Einerseits wurde er als moderner Künstler attackiert, andererseits trug er zur Radikalisierung der Kulturkritik bei.
Donnerstag, 18. Juli 2019, 18 Uhr
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
Biografie und Erinnerung
mit Agnes Ohm, Leiterin der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen
Wie stellt man Biografien dar? Wie schreiben sich Ereignisse in eine Lebensgeschichte ein? Die Werke von Emil Nolde und seine schriftlichen Erzeugnisse bieten Ausgangspunkte für das Gespräch vor den Originalen.
Donnerstag, 25. Juli 2019, 18 Uhr
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
Kontext Antisemitismus
mit Sarah Hiron, Leiterin der Outreach-Programme des Jüdischen Museums Berlin
Im Gespräch mit dem Publikum verhandelt Sarah Hiron das Thema Antisemitismus. Anhand ausgewählter Exponate wird der Antisemitismus Noldes in seinen Erscheinungsformen und seiner Aktualität diskutiert. An ausgewählten Exponaten geht sie auf Noldes Antisemitismus ein und fragt nach seiner Aktualität.
Donnerstag, 8. August 2019, 18 Uhr
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
Angebote für Schulen
Themen und Kosten unter www.smb.museum
Fortbildung für Lehrer*innen
WIE MIT SCHÜLER*INNEN ÜBER KUNST UND NATIONALSOZIALISMUS SPRECHEN?
Di, 07.05.2019, 16-18 Uhr, kostenfrei, Anmeldung erforderlich
Seminar für Lehrer*innen und Kunst- und Kulturvermittler*innen
MACHT- UND RASSISMUSKRITISCHE ANSÄTZE IN DER KULTURELLEN BILDUNG
In Kooperation mit glokal e.V.
Do, 09.05.2019, 15-19 Uhr, Brücke-Museum
Mo, 13.05.2019, 15-19 Uhr, Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin, kostenfrei, Anmeldung erforderlich
Angebotet für Schüler*innen
Kunst und Politik: Emil Nolde
Ausstellungsgespräch
Sekundarstufe I – II
Die Ausstellung zeichnet anhand von Dokumenten und Kunstwerken ein Bild des Künstlers, das so nicht in Schulbüchern zu finden ist. Aber warum ist das so und was steht dort nicht? Die Schüler*innen entwerfen mit ihren Rechercheergebnissen eine Schulbuchseite zum Thema „Kunst und Politik“.
Deutsch: 90 min, 45 EUR
Fremdsprache: 90 min, 75 EUR
Die Preise gelten pro Gruppe. Die maximale Gruppengröße beträgt 20 Personen. Im Rahmen von betreutem Schulunterricht ist der Eintritt für Schülerinnen und Schüler frei. Pro 10 Schülern hat ein Begleiter freien Eintritt.
Schreibwerkstatt: Mythos oder Mist
Workshop
Sekundarstufe I – II
Bei dem Besuch der Ausstellung betrachten und besprechen die Schüler*innen Kunstwerke und lesen Texte von und über Emil Nolde. Nach dem Ausstellungsbesuch verfassen sie eigene Kunst- und Ausstellungskritiken. Was halten sie für „Mythos“ und was für „Mist“?
Deutsch: 120 min, 60 EUR
Fremdsprache: 120 min, 100 EUR
Die Preise gelten pro Gruppe. Die maximale Gruppengröße beträgt 20 Personen. Im Rahmen von betreutem Schulunterricht ist der Eintritt für Schülerinnen und Schüler frei. Pro 10 Schülern hat ein Begleiter freien Eintritt.
Buchungsanfragen unter: www.smb.museum
Kolloquium
Unbewältigt? Ästhetische Moderne und Nationalsozialismus. Kunst, Kunsthandel, Ausstellungspraxis.
Ein Kolloquium der Ferdinand Möller Stiftung Forschungsstelle „Entartete Kunst” in Kooperation mit der Nationalgalerie Berlin.
16. – 18. Mai 2019
INFORMATION UND BUCHUNG
Staatliche Museen zu Berlin
Bildung, Vermittlung, Besucherdienste
Tel +49 (0) 30 266 42 42 42 (Mo-Fr, 9-16 Uhr)
service@smb.museum
www.smb.museum
Das vollständige Bildungs- und Vermittlungsangebot der Staatlichen Museen zu Berlin finden Sie unter www.smb.museum
Katalog
Begleitend zur Ausstellung erscheint im Prestel Verlag ein zweibändiger Katalog: Neben dem umfangreichen Essay- und Bildband versammelt und kommentiert ein zweiter Band wichtige historische Dokumente zu Emil Nolde im Nationalsozialismus. Der Katalog erscheint in deutscher und englischer Sprache.
Emil Nolde. Eine deutsche Legende – Der Künstler im Nationalsozialismus
Band 1: Essay- und Bildband. Hardcover, Pappband, 384 Seiten, 23,0 x 30,0 cm, 250 farbige Abbildungen
Band 2: Chronik und Dokumente. Hardcover, Pappband, 304 Seiten, 23,0 x 30,0 cm, 200 farbige Abbildungen
Preis der Museumsausgabe: 39 Euro je Band (regulär: 45 Euro)
Herausgegeben von Bernhard Fulda, Christian Ring und Aya Soika.
Erhältlich im Museum und hier.
Die Kataloge wurden gefördert durch die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius sowie die Ernst von Siemens Kunststiftung.



Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
Der Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin beherbergt reiche Sammlungen zeitgenössischer Kunst, die in einer Vielzahl von Ausstellungen gezeigt werden. Er ist das größte Haus der Nationalgalerie, deren umfassende Bestände außerdem in der Alten Nationalgalerie, der Neuen Nationalgalerie, dem Museum Berggruen und der Sammlung Scharf-Gerstenberg zu finden sind.
Partner
Eine Ausstellung der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, in Zusammenarbeit mit der Nolde Stiftung Seebüll, kuratiert von Bernhard Fulda, Christian Ring und Aya Soika und ermöglicht durch die Freunde der Nationalgalerie und unterstützt durch die Friede Springer Stiftung.


Medienpartner
